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03-25 Theorie und Praxis in der Narrativen Expositionstherapie (NET)

Ein traumafokussiertes Modul für die Behandlung von Überlebenden multipler Traumata mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Einleitung

Überlebende von komplexer Traumatisierung, wie Krieg, organisierte Gewalt und wiederholter Missbrauch, bedürfen besonderer psychotherapeutischer Behandlung.

Durch die spezifische Gedächtnisfunktion während traumatischer Erlebnisse kommt es zum Fehlen der Verortung und Vergeschichtli-chung der traumatischen Szene; „kalte“ und „heisse“ Gedächtnis-inhalte bleiben unverbunden. Die Architektur des Gehirns und damit unser Verhalten verändert sich in Folge von fortgesetztem Stresserleben. Überlebende leiden an Wiedererleben, verbleiben in ständiger Alarmbereitschaft und vermeiden Hinweisreize, die auch in einer sicheren Umgebung, Angst und Panik auslösen. Dies stellt einen belastenden Zustand dar, der zur Funktionsuntüchtigkeit im sozialen und beruflichen Leben führt.

Die Narrative Expositionstherapie (NET) überführt implizite und drängende traumatische Erinnerungen in ein deklaratives autobio-graphisches Gedächtnis, erstellt eine Gesamtschau des Lebens und würdigt die Biographie und damit die Identität des Überlebenden. Die PatientInnen werden ermutigt, ihre Lebensgeschichte in ihrem chronologischen Ablauf detailliert zu beschreiben. Der Fokus liegt auf den traumatischen Ereignissen. Durch das intensive Wiedererfahren aktualisiert sich die Vergangenheit auf allen Ebenen in der Gegenwart (Gedanken, Gefühle, Bedeutungen, Empfindungen, Körperhaltung usw.), alle Elemente des „Furchtnetzwerkes“ werden im Schutz des „Sprechens über“, in der Distanz zum „Damals“ so lange aktiviert, bis das Erlebte sich autobiographisch einordnen, benennen, begreifen, verorten lässt. Im Moment des Erkennens, Aushaltens, der Benennung und der bewussten Zuordnung in Raum und Zeit kann schliesslich Integration von „heissen“ Gedächtnisinhalten und „kalten“ Fakten geschehen. Erleichterung tritt zudem durch Habituation ein. Die NET nutzt sowohl das natürliche kulturübergreifende Bedürfnis des Menschen zu erzählen, als auch den Umstand, dass jede Erinnerung durch die assoziativen Verknüpfungen in jedem Moment alles hervorzubringen vermag. Behandlungssitzungen im dialogischen Kontakt mit dem Gegenüber, durch empathische Verbalisierung unterstützt, eine detaillierte und konsistente, schriftliche Narration der Lebensereignisse. Aus dem sprachlosen Terror im „Hier und Jetzt“ entsteht eine in Worte gefasste, an einem anderen Ort erlebte, Vergangenheit (Vergeschichtlichung und Verortung).

Leitung

Nadja Jacob, Dr. rer. nat., Psychiatrie Baselland, Liestal
Dorothea Thekkumthala, Dr. rer. nat. Dipl. Psych., Bonn/D

Datum und Zeit

Donnerstag/Freitag, 22.+23. Mai 2025
9.00 bis 17.00 Uhr

Ort

Psychiatrie Baselland, Prov. Mehrzweckraum
Bienentalstrasse 7, 4410 Liestal (BL)

Gruppengrösse

max. 20 Teilnehmer*innen

Kosten

CHF 450.00 Externe / CHF 180.00 PBL-Mitarbeitende

Inhalt

Der Workshop beginnt mit einem Vortrag zu gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Auswirkungen multipler Traumatisierung auf Gehirn, Gedächtnis und Verhalten, zu den theoretischen Grundlagen der Narrativen Expositionstherapie (NET) sowie zur empirischen Evidenz der NET. Danach wird das Verfahren vorgestellt und schliesslich praktisch demonstriert.

Das therapeutische Vorgehen wird in Kleingruppen praktisch umgesetzt (Selbsterfahrungsanteil) und abschliessend besteht die Gelegenheit, die gemachten Erfahrungen zu diskutieren und zu reflektieren.

Ziele

Die Narrative Expositionstherapie dient dem Zweck einer psychotherapeutischen Behandlung der PTBS und deren Begleitsymptomen, verbunden mit Menschenrechtsarbeit. Der Workshop vermittelt theoretisch und praktisch das Verständnis der Narrativen Expositionstherapie.

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